Viel Kochsalz treibt nicht nur den Blutdruck in die Höhe, sondern scheint auch Neurodermitis zu beeinflussen  (Foto: günther gumhold / pixelio.de)
Viel Kochsalz treibt nicht nur den Blutdruck in die Höhe, sondern scheint auch Neurodermitis zu beeinflussen (Foto: günther gumhold / pixelio.de)
> Ist Salz für Neurodermitis verantwortlich?

Salz kann offenbar allergische Immunreaktionen beeinflussen. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Salz zur Entstehung von Th2-Zellen führt. Diese Immunzellen werden bei allergischen Erkrankungen wie Neurodermitis aktiv. Ein weiterer Hinweis: In der Haut von Patienten wurden erhöhte Salzkonzentrationen gefunden.


Zu viel Kochsalz in der Ernährung ist gesundheitsschädlich. Die meisten Ernährungswissenschaftler unterstützen diese These und betonen, dass große Salzmengen z.B. das Schlaganfallrisiko steigern. Doch nun haben  Prof. Christina Zielinski und Team von der Technischen Universität München (TUM) zu ein bisher unbekanntes Risiko von Salz aufgespürt. 


Klar ist: Salz (Natriumchlorid) ist für Menschen und Tiere lebensnotwendig. Im Körper tritt es in Form von Natrium- und Chloridionen auf. Natriumchlorid bringt menschliche T-Zellen in einen Zustand, in dem sie vermehrt Botenstoffe wie IL-4 und IL-13 ausschütten. Diese T-Zellen, die eigentlich nicht zu Allergien führen sollten, können sich durch den Salzeinfluss zu Th2-Zellen verändern. Weil sich das wieder zurückbildet, sobald die T-Zelle wieder weniger hohen Salzmengen ausgesetzt ist. 


T-Zellen spielen aber eine wichtige Rolle für solche Immunerkrankungen. Sie sind ein Teil der körpereigenen Abwehr gegen Infektionen, können aber Fehlfunktionen entwickeln. Dann gehen sie fälschlicherweise gegen Bestandteile unseres Körpers oder der Umwelt vor. Th2-Zellen können bei solch einer Fehlfunktion allergische Entzündungen der Haut, zum Beispiel eine Neurodermitis, verursachen. 


Zielinski, Fachärztin für Dermatologie, konnte bei Neurodermitis-Patienten in den erkrankten Hautstellen darüber hinaus erhöhte Natriumwerte nachweisen. Tatsächlich lag der Natrium-Wert in der Neurodermitis-betroffenen Haut bis zu 30-fach höher als in gesunder Haut.


„Die erhöhten Natriumwerte in betroffener Haut passen gut zu einer weiteren Eigenschaft von Neurodermitis“, sagt Zielinski. „Es ist seit langem bekannt, dass Neurodermitispatienten eine starke Anreicherung des Bakteriums Staphylococcus aureus auf der Haut haben. Dieses Bakterium vermehrt sich unter salzigen Bedingungen, während Salz anderen Bakterien der Hautflora schadet.“ Kombiniert man diese und andere Erkenntnisse mit den aktuellen Forschungsergebnissen, legen sie Zielinskis Ansicht nach eine Verbindung zwischen Salz und dem Auftreten von Neurodermitis nahe. 


„Bislang konnten wir allerdings nicht nachweisen, wie die hohen Salzmengen in die Haut gelangen“, schränkt Zielinski ein. „Ebenso wenig wissen wir, ob man durch eine salzarme oder salzreiche Ernährung die Entstehung oder den Verlauf der Neurodermitis oder anderer allergischer Erkrankungen beeinflussen kann.“ Diese Fragen sollen jetzt noch beantwortet werden. 


22.2.2019 cs / Quelle: Science Translational Medicine

 
 
 
 
 
 
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